Finding myself with Julien Baker | Montagsgedanken feat. Music Monday #98

16 Januar 2017

Dinge wagen und anpacken. Neues ausprobieren, sich verändern. Nicht auf Halt sein und warten, warten, abwarten. Etwas endlich tun oder einfach nur anfangen herauszufinden, was man wirklich, wirklich unbedingt braucht. --- Darum soll es in meinem heutigen Beitrag gehen. Das Ganze natürlich verpackt in Musik, sonst wären wir heute nicht hier. Ein Music Monday, den ich mir gerne selbst nachträglich zum Geburtstag schenken möchte, in der Hoffnung inspiriert davon, in diesem Jahr einiges anders machen zu können. Dazu präsentiere ich euch zwei Songs einer blutjungen Sängerin, die es schafft nur begleitet durch ihr eigenes Gitarrenspiel ihren herzzerreißenden Songs Kraft zu verleihen und sich mit Würde ihre eigenen Fehler einzugestehen. Seid sicher, heute passiert ganz viel in diesem Beitrag. Macht euch schon mal eine frische Tasse Tee.
 
Wenn man wie ich seinen Geburtstag um den Jahreswechsel feiert, entspricht jedes vergangenen Kalenderjahr auch irgendwie automatisch einem Lebensjahr. Rückblick und Ansätze von Vorsätzen inbegriffen. Ich habe bisher nie Vorsätze im eigentlichen Sinn gemacht, sondern lauernd gedacht "Wenn dieses Jahr XY passieren würde, wärs schön". Doch gerade weil man nie weiß, was passieren wird - und ich spreche hier von den Momenten, in denen das Leben, der Zufall oder das Schicksal dir einfach unvermittelt mit der Keule auf den Kopf schlägt, ohne Chance es kommen zu sehen - muss man die guten Dinge planen wie es nur geht. Denn irgendwas wird schon irgendwann dazwischen kommen, aber dem muss man einfach etwas Positives, Bereicherndes, Lebendiges auf der Waagschale entgegensetzen.

In diesem Sinne gibt es heute zwei Songs, deren Botschaft mich so gepackt hat, einfache Harmonien, denen ich so verfallen bin von einer Künstlerin, die mich durch ihre Präsenz sprachlos gemacht hat: Julien Baker. Eine mittlerweile für mich (und ich hasse dieses Wort eigentlich) erstaunliche Künstlerin, die trotz ihrer 21 Jahre so viel Leben verkörpert und in ihre Musik transferiert, dass es für mich übermenschlich erscheint. Wenn man weiß, dass sie die beiden Songs, die es gleich gibt, dann mit etwa 18 Jahren geschrieben hat, kann man nur noch unglücklich werden. Wie kann das überhaupt gehen? Das erste Mal, dass die Redewendung "Man muss zu seinen Fehlern stehen, denn sie haben einen dahin gebracht, wo man jetzt ist" Sinn ergibt, nämlich auf die Bühne. Dabei der Schmerz greifbar. Ein ausgekotztes Herz. Trotzdem aufrecht stehen. Alle Blicke ertragen. Und Abgang.
 
Julien Bakers Songs sind ruhig, reduziert, authentisch und überzeugend. Perfekte Songs für den Winterabend an denen man sich das Lagerfeuer am Strand zurücksehnt, an dem man nie gewesen ist. Songs, die dich aber auch dazu bringen können, dein ganzes Leben noch mal zu überdenken. Im Positiven wie im Negativen. Songs, die in der ersten Sekunde an so extrem harmlos, bescheiden, ja unerfahren, daher kommen, dass einen umhaut, was da alles auf einen zukommen. Auch wenn beide Songs, die ich euch mitgebracht habe, sehr ähnlich sein mögen und dieselbe Botschaft unter die Leute bringen wollen, sind mir beide doch einfach zu wichtig um den einen dem anderen vorzuziehen oder den zweiten zu verschweigen. Wer den ersten mag, wird also auch den zweiten lieben. Let's go:

Julien Baker - "Sprained ankle"

Wish I could write songs about
Anything other than death.
 
Sprinter learning to wait
Marathon runner
My ankles are sprained



Julien Baker - "Something"

I knew I was wasting my time
Keep myself awake at night
Cause whenever I close my eyes
I'm chasing your tail lights
In the dark


I should have said something, something, something
But I couldn't find something to say
So I just said nothing, nothing, nothing
Sat and watched you drive away



Damn!!! Ich sage noch mal: 21 Jahre alt ist diese Frau! Eine Künstlerin, die ich nie wieder loslassen werde. Die mich 2017 begleiten wird. And I just let the silence swallow me up. Maaaaan.

"Finding myself" heißt nun dieser Beitrag. Was habe ich nun gefunden und wonach zur Hölle habe ich überhaupt gesucht? Gefunden habe ich (wieder mal) jemanden, der auch Probleme damit hat Dinge anzugehen, die er eigentlich angehen möchte und sich eine Stimme zu verschaffen, wenn auch nur in seinem eigenen Leben. Zu wissen, dass es so jemanden auch am anderen Ende der Welt gibt, genau jetzt - das ist magisch.
 
Sich zu finden heißt sich zu kennen, sich kennen zu lernen. Stärken und Schwächen. Sich vor allem annehmen und verzeihen. Mit dem Wissen, dass es anderen ähnlich geht, fällt es ein Stück leichter sich zu akzeptieren. Der Druck fällt, immer perfekt (Wer zur Hölle hat das nur in die Welt getragen?) und mit sich in jeder Sekunde seines Lebens zufrieden sein zu müssen. Muss man halt nicht. Die Welt stürzt nicht ein und man wird auch von niemandem verstoßen, wenn man mal nicht alles reibungslos hinbekommt.
 
Trotzdem lösen diese Gedanken in mir eben auch das Bedürfnis aus, sich dem "mir fällt es schwer" gerade nicht hinzugeben. Es nicht über Jahre als Entschuldigung zu benutzen, das ein oder andere nicht zu tun. Vielleicht weil man gerade an Julien Baker sieht, dass es möglich ist sich trotz dieser Gedanken und Erwartungen nicht nur verstecken zu wollen, sondern etwas zu wagen so wie sie es mit ihrer Berufswahl als Musikerin getan hat. Damit wäre der Grundkurs in Tiefenpsychologie für heute vorerst beendet. In diesem Sinne: Come as you are. Leave as you like.

Wie, ihr habt noch nicht genug vom Thema Veränderung und Vorsätze? Dann schaut doch gleich bei Maja vorbei, die sich dem Thema - wie es der Zufall wieder so will - auf ihrem Blog DoubleBlushed auch widmet. Heute nicht mit einer musikalischen Note, aber trotzdem mit jeder Menge Maja. Ein Fest. Klickt rein!
 
So, das soll es für heute gewesen sein. Falls ich mal meine Memoiren verfassen sollte, mit diesem Text habe ich schon mal ein Versatzstück. Lasst mir wie immer gern eure Gedanken da und habt eine erfüllende und friedliche Woche!
Eure Katharina

 

2 Kommentare:

  1. First things first: Alles, alles Liebe nachträglich zum Geburtstag!!! <3 Ich glaube, das größte Geschenk hast du dir tatsächlich schon selbst gemacht, das klingt alles so erfrischend und voller Elan, ja irgendwie Lebensmut. Ich wünsche dir, dass es so bleibt und viel Kraft und Mut für das, was du dir vornimmst!

    "...und ich spreche hier von den Momenten, in denen das Leben, der Zufall oder das Schicksal dir einfach unvermittelt mit der Keule auf den Kopf schlägt, ohne Chance es kommen zu sehen .." - mein Herz, ne. Ich finde auch, dass man irgendwie am Positiven festhalten muss, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist. Manchmal geht es aber auch genau umgedreht, man erkennt die positiven Dinge erst durch die Rückschläge.. Aber definitiv, da muss immer irgendetwas sein.

    "..Perfekte Songs für den Winterabend an denen man sich das Lagerfeuer am Strand zurücksehnt, an dem man nie gewesen ist.." - nochmal so ein Hammer. Nostalgia is a dirty liar, that insists that things were better than they seemed.

    Textlich finde ich beide Songs wunderbar, aber vor allem "Something" bewegt mich krass.

    "Asking aloud why you're leaving
    But the pavement won't answer me
    And I know I meant nothing, nothing to you
    But I thought I meant something, something, something
    But I just said nothing, said nothing, said nothing
    Sat and watched you drive away
    I can't think of anyone, anyone else
    I won't think of anyone else"

    - Ich könnte grad sterben, hey. So, so, so krass. Wow, wow, wow. Irgendwie mehr als verrückt, wenn man sich so krass in nem Song wiederfindet, der einem hier so auf nem Silbertablett serviert wird. Das ist wohl genau das, was du beim Sich selbst finden geschrieben hast.. Unglaubliches Gefühl und so wunderbar tröstend.

    Okay, ich komme zum Ende. Grandioser Beitrag. Ganz viel Liebe! <3

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    1. Oh wow, wow, wow! Danke!

      Ja, Klingt der Beitrag wirklich so anders als sonst? Positiv? Vielleicht habe ich in der letzten Zeit wirklich zu depressiv geschrieben....? Naja, man muss sich ja immer mal wieder selbst am Schopf aus dem Dreck ziehen. Mal sehen, wie lange es anhält. Aber so eine Vorsatz in die Welt getragen übt ja auch schon. Mal schönen sozialen Druck aus. Haaaarharar... Danke auch für die lieben Wünsche! 🙏

      "Nostalgia is a dirty liar " gefällt mir unglaublich gut! (Ich lach grad extrem bösartig.) Jaaaa! Ich spiel selber in den Texten ja auch bewusst damit, auch wenns vllt nicht immer so rauskommt.

      Something ist wirklich großartig oder? Pure regret. Total schön, dass er bei dir auch so eingeschlagen ist. :))

      Never ending l.o.v.e!
      Katharina

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