Nadine Shah - "Stealing Cars" | Music Monday #102

24 April 2017

Heute möchte ich diesen Musik-Post mit einem Versprechen an den Song starten. Unter der Voraussetzung ihr nehmt euch jetzt und in dieser Sekunde Zeit für den Song, hört ihn in absoluter Stille, voll aufgedreht, mit geschlossenen Augen und einfach ohne irgendeine Ablenkung, verspreche ich euch: Gänsehaut, Schweiß, Tränen und eine neue Weltsicht. - Wenn ihr euch denn auf diese emotionale Talfahrt einlassen möchtet. Wollt ihr? Dann jetzt noch einmal tief durchatmen und auf Play drücken:

Nadine Shah - "Stealing Cars"
Oh it's criminal
I'm stealing cars in my dreams
That neither you or I can drive
Passing the time away, cinema twice a day
Now, I'm now left to see
Put the guilt in me, my anxiety
Check your pulse when I speed


Nadine Shah - eine unglaublich magische Stimme voller Tiefe und Intensität. Einerseits warm und einhüllend, andererseits stark, bestimmt und irgendwie auch abweisend. Eine erschütternde und dunkle Energie entfaltet sich über pointierte, wohl gewählte, teils geheimnisvolle und doch weich dahinfließende Worte. "Stealing Cars" bündelt für mich eine unheimliche Kraft und Stärke, aber auch enorme Düsterheit mit einer gewissen Unausweichlichkeit. 4 Minuten, die kraftraubend aber gleichzeitig auch kraftspendend sein können.

Wenn wir nun mal kurz auf die Komposition schauen, gibt es eigentlich nur eine Strophe und einen Refrain. Das ganze zwei Mal wiederholt. Ist euch das aufgefallen? Durch die Musik und die stimmliche Variation ist die Wiederholung keine eigentliche Wiederholung, sondern eine weitere Intensivierung auf stimmlicher und instrumentaler Ebene. Ein Mantra-artiges Anschwellen zum Ende hin. - Ein einzigartiger Zauber. So habe ich dieses Lied kennen und lieben gelernt. Und das nicht nur beim ersten Hören so empfunden, sondern immer und immer wieder.

See me through it all
The restless, drenched in cold sweat nights
The words I never found to say
Masking humanity, here they're looking for me
Now, you're my hide away
Take the covers from me, naked for all to see
You handed me over


Lassen wir nun diesen assoziativen und emotionalen Teil hinter uns und kommen zum rationalen. Wer ist Nadine Shah und wie um alles in der Welt schafft es diese Frau mit der unheimlichen Aura so viel Emotion in so wenig Zeit zu transportieren?
  
Nadine Shah wurde 1986 in England geboren (nur wenige Tage nach mir und als dritten Vornamen Katarina - das Universum wollte also, dass ich sie eines Tages finden und vergöttern werde! Sorry, keine Chance, ne.). "Stealing Cars" stammt von ihrem vierten Album "Fast Food" aus dem Jahr 2015. Nebenbei bemerkt ein Album, voller guter Balladen.

So kryptisch der Songtext hier in einigen Inhalten auch bleibt, ergibt er dann im Umfeld des Hauptthemas von Nadine Shah so viel mehr Sinn und ist letztlich wohl auch der Schlüssel, warum ich mich von der ersten Sekunde an so hingezogen gefühlt habe: Psychische Probleme. Oder wie es viel sympathischer im Englischen heißt: Mental health. Viele ihrer Lieder handeln davon, v.a. von befreundeten Betroffenen, die mitunter Selbstmord begingen. Über eines ihrer früheren Alben sagt sie beispielsweise, dass es ihr Ziel sei, psychische Erkrankungen  im besonderen bei jungen Männern als Tabu zu brechen. Sie selbst hat ihrerseits Erfahrungen mit Angststörungen.

"Mental health is almost like a plague that no one will talk about. If you have a friend who has cancer, everyone is there for them. But mental illness is essentially abstract, as you cannot see it. It's not an open wound that can be healed. I want to talk about it and not be a subject that people feel uncomfortable talking about." (s. hier)
Eine Aussage, die mich extrem berührt hat und mich wohl für immer mit dieser Sängerin und ihrer Musik verbunden sein lassen wird. Eine starke Frau. Und wohl alles in allem eine ziemlich coole Sau. Ich halte mich an dieser Stelle sehr zurück, um diesen Post nicht zu meinem persönlichen Plädoyer für genau dieses Thema werden zu lassen, weil es einfach nicht die geeignete Form ist.

Ich freue mich, wenn ich den ein oder anderen mit diesem Post auf eine großartige Künstlerin aufmerksam machen und eure Gedanken in welcher Form auch immer anregen konnte. Unter anderem auch deshalb weil ich mich mit weiblichen Singstimmen doch immer noch sehr schwer tue. Torres war bereits eine unheimlich großartige Entdeckung, die ich gefeiert habe. Nadine Shah ist eine Offenbarung. Sowohl musikalisch als auch von ihrer Person her. Let's celebrate and stand there in awe.
Habt eine wundervolle, ausgegliche Woche!
Eure Katharina


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