Art is hard | Music Monday #83

08 August 2016

Hallo und guten Morgen!

Ein neuer Montag steht an der Türschwelle. Er klopft und klingelt, lärmt und ruft. Er zieht die Vorhänge auf, die Bettdecke weg. Wir weigern uns kurz. Dann finden wir in unseren gewohnten Wochenrhythmus zurück und tun unsere Pflicht. Eine Stunde später vielleicht haben wir schon wieder Gefallen an unserem üblichen Wocheninhalt und unseren Aufgaben. 
 
Als kleinen Anreiz am Morgen, als kleine Belohnung zum Feierabend oder für die Pause zwischendurch habe ich (Katharina) euch wieder ein wenig Musik mitgebracht. Und zwar heute einen für mich besonderen Song. Müsste ich einen "Soundtrack meines Lebens" zusammen stellen, dieser hier wäre garantiert unten den Top10. Roh und rotzig. Voller Energie, voller Gänsehaut. Voller harter Gitarrenakkorde und bittersüßen Cellotönen. Mit einem Text, der vom Thema her so anders ist, als alles, was ich kenne. Nehmt euch drei Minuten und haltet den Atem an für eine echte Rockexplosion: Cursive mit "Art is hard".

Cursive - "Art is hard"


Cut it out, your self-inflicted pain
Is getting too routine.
The crowds are catching on

To the self-inflicted song.
Well, here we go again: The art of acting weak.
Fall in love to fail, to boost your CD sales.


Rockmusik mit einem Cello. Welcher Musikfan könnte da widerstehen? Eine besondere Magie, eine gewisse Dramatik, eine ganz neue Dimension verleiht dieses Streichinstrument dem Song. Kraftvoll unterstreicht es dessen Energie, setzt weitere Akzente und baut an manchen Stellen unheimlich Spannung auf. "Art is hard" ist ein Song, der strotzt vor Kraft und Wut. Er ist so intensiv, dass man kurz taumelt und sich nach dem Hören erst einmal seiner selbst versichern muss. Sich sammeln und schauen, was der Song in einem ausgelöst hat.

Try and fail, and try again.
The comforts of repetition.
Keep churning out those hits
'Til it's all the same old shit.


The message is the key. "Art is hard" ist für mich einer der inhaltlich reichsten Songs, die ich kenne. Der Titel trägt bereits die Hauptaussage in sich und lässt die kommende kritische Botschaft zum Thema Kunstschaffen erahnen. Und die findet man im Lied auch zur Genüge. Es geht um Themen wie Songs schreiben, unterhalten, kreativ sein. Opfer bringen, Seele verkaufen und so. Unmenschlich zeigt sich an manchen Stellen die Musikindustrie sowie das Publikum nur zufrieden mit dem immer Gleichen, Altbekannten. Gibt es überhaupt noch etwas Neues, nie Dagewesenes? You know... Ein hartes Brot, nicht erst seit der Song im Jahr 2003 erschienen ist. Damit stellt "Art is hard" meiner Meinung nach die gesamtem Unterhaltungsindustrie mit seinen unzähligen Formaten und Akteuren an den Pranger. Wirkt aber zu keinem Zeitpunkt weinerlich und anstrengend.

Tired of entertaining
Some double-dipped meaning.


Ein Album für die Hall of Fame des Indie-Rock. Für mich persönlich gibt es kaum ein Musikalbum auf dem Markt, was ich von der ersten bis zur letzten Note verschlingen kann und gar nicht mehr ausstellen mag, so sehr bin ich in seinem Sog gefangen. Eines dieser für mich raren Alben ist "Ugly Organ" (2003), auf dem sich unser Montagssong präsentiert. Ich hatte also die Wahl zwischen mehr als zehn gleichwertig großartigen Songs. Es ist ein Konzeptalbum, eine regelrechte Rockoper, das seine Energie, wie ihr sie in diesem Song spürt, sogar noch steigern kann. Es ist leider das einzige Album von Cursive, auf dem die Cellistin von Anfang bis Ende zu hören ist, was sehr schade ist. Inhaltlich wird das Thema "Kunstkritik", wie ich es mal wage zu bezeichnen, an einigen Stellen sogar noch weitergetrieben, was ich absolut erstaunlich und einzigartig finde: So rub it in, in your dumb lyrics. It's neither the time nor place to wring out your bullshit. And each album I get shit on a little more. Who's Tim's latest whore? Wenn ihr auch der Typ seid, der gerne mit Booklet in der Hand ein Musikalbum entdeckt, dann lohnt sich diese Mühe bei "Ugly Organ" in jedem Fall. Für mich ist es einfach ein Album für die Hall of Fame des Indie-Rocks! Ihr könnt mich gern beim Wort nehmen.

You gotta' sink, gotta sink, gotto sink to swim
Immerse yourself in rejection.
Regurgitate some sorry tale
About a boy who sells his love affairs.

Tim who? Wie es nun wieder mein Anspruch für diesen Beitrag ist, lassen wir ihn an dieser Stelle mit ein wenig Hintergrundinfo zur Band ausklingen. Habt ihr Lust? Na dann: Cursive ist eine weitere Band aus dem Schoße des US-amerikanischen Indie-Labels Saddle Creek, welches Bands wie Bright Eyes,  Azure Ray, The Faint oder Icky Blossoms hervorgebracht hat. Einige dieser habe ich euch ja bereits vorgestellt. Der kreative Kopf von Cursive, Tim Kasher, ist außerdem einer der besten Freunde des von mir geschätzten Connor Oberst. Das Projekt Cursive ruht jedoch im Moment. Wenn ihr nach dieser Albumempfehlung noch weiter musikalischen Nachschlag benötigt, empfehle ich euch Tim Kashers Zweit-Band The Good Life, mit der er ebenfalls viel positive Kritik ernten konnte, sowie seine Solo-Alben.
 
Und damit wäre für mich nach dem letzten eher weniger geglückten Start in die Woche erstmal der Strich gezogen. Tut gut. Mit dieser Musik an meiner Seite gibt es eh keine andere Chance. Um den Kreis zu schließen, möchte ich passend dazu noch einmal bitterböse und mit einem Mini-Augenzwinkern einen Cursive-Song zitieren: I've been screaming for years. But it gets me nowhere.
 
Die Suche nach (Selbst-)Liebe sollte euch heute bei Maja auf DoubleBlushed vorbeiführen. Wie ist es, wenn man eine Band lange mochte, dann nicht mehr und durch bestimmte Situationen wieder? Wie ist es, wenn ein Song einen ins Herz trifft, weil er gerade so passt, dass man heulen könnte. Der einen daran erinnert, was gerade alles nicht passt und wo man eigentlich mal hin wollte. Ein Song der ruft "Jetzt!"? Please click HERE. Thanx!

Alles Positive für diese Woche wünschen euch eure Großstadtmädels
Katharina und Diana

7 Kommentare:

  1. IST DAS GUT!!!!! Oh mein Gott. Erinnert mich so ein bisschen an die Libertines, aber doch viel frecher, krasser, rockiger, aggressiver, doch auch mit einer Prise La Dispute? I LIKE. Der Song kriegt mich grad total und dann noch der Text dazu, was ist bitte los??? Sofort in Spotify eingespeichert! Nach der Arbeit wartet jetzt doch was auf mich, auf das ich mich freuen kann! Thankssss!

    Du schaffst es jede Woche wieder einen neuen Kracher zu bringen und dann auch noch textlich so gut zu umschreiben mit allen Infos, die ich mir im Leben nicht merken könnte. Es wird immer besser, auch wenn ich dachte, das geht eigentlich gar nicht. Chapeau!

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    1. Einfach Wahnsinn dein Kommentar. Es könnte keinen schöneren geben!!! Das freut mich sooooo unglaublich, das kannst du dir nicht mal annähernd vorstellen. 💜💜💜

      Um meine Antwort nicht negativ ausklingen zu lassen, sage ich jetzt gleich schon mal, dass ich zwar weiter vorhabe mein Bestes zu geben, aber ob das Level an Krachern noch lange zu halten ist, ist wohl mehr als fraglich. Sei es drum. 😉

      Libertines und La Dispute, das ist interessant. Habe es unter dem Aspekt jetzt noch mal gehört und: Ja, schon irgendwie. Aber irgendwie auch nicht. Ich kenne wirklich nichts Vergleichbares, was sehr, sehr schade ist. Wunderschön, dass der Song dann gleich Lust auf mehr gemacht hat und ein Licht am Ende des Tunnels sein könnte. Beauty-Produkte auf Empfehlung kaufen und damit zufrieden sein ist das eine. Musik zu finden, die andere so begeistert ist unglaublich und eine ganz andere Dimension! Merci fürs immer wieder Zurückspiegeln! ☺️
      💐
      Katharina

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  2. Oh das hört sich im wahrsten Sinne wirklich gut an. Kannte ich vorher nicht und freue mich, das nun entdeckt zu haben. :) Danke dafür!
    Übrigens herzlichen Dank für den umfangreichen Kommentar bei mir. Ich habe dort darauf geantwortet. :)

    Liebste Grüße
    Dorina // Adeline und Gustav

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    1. Hallo liebe Dorina,

      Ich danke dir sehr! Auch über deine ausführliche Antwort habe ich mich riesig gefreut. Es freut mich sehr, dass dir mein Montagssong gefallen hat und dass du das gleich in einen Kommentar gepackt hast. Merci!

      Alles Liebe
      Katharina💜

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  3. Ich finde die Montagssongs wirklich ein sehr schönes Format von euch! Da lernt man immer wieder neue Musik kennen :)

    Außerdem wollten wir euch für eure super lieben Kommentare bedanken, wirklich schön, wenn man solchen Feedback bekommt. Vielen Dank dafür.

    Liebe Grüße Chrissi

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    1. Hallo Chrissi,

      ich danke dir ebenso sehr! Musik ist einfach so ein wichtiger Teil in meinem Leben, dass sie hier unbedingt einen Platz brauchte. Wie man schön am heutigen Song sieht (keine Eigenwerbung, freut mich gerade nur immer noch selber ;)), ist das Format für so viele Formen offen. Freue mich, wenn ihr bald wieder vorbeischaut! <3

      Liebe Grüße
      Katharina

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  4. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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