Music Monday #49 | At the Drive-in "One Armed Scissor"

16 November 2015


Guten Morgen, ihr Lieben!


Im Gegensatz zu den entspannten Tönen aus der letzten Woche erwartet euch heute eine kleine Rock-Explosion - also gut anschnallen! ;)

Mit der US-amerikanischen Band At the Drive-In entführe ich (Katharina) euch heute in die Untiefen des so genannten Progressive Rock aus dem Jahre 2000. Hier ist der Name "Progressive Rock" Programm: Das Lied "One Armed Scissor" ist definitiv wieder eine Gangart härter. Man wird förmlich überrumpelt von einem knallenden, treibenden Schlagzeug und abgebremsten, harten Gitarrenakkorden. Das ist, was mir an diesem Lied wirklich gefällt: Man spürt es in seinem ganzen Körper, es strahlt unheimlich viel Energie und Kraft aus, man muss sich bewegen, es ist dennoch sehr tanzbar. - Egal, in welchem langsamen Trott man gerade war oder gedanklich noch feststeckte, bei den ersten Tönen rüttelt es einen wach und reißt einen hinfort.

Insgesamt ist es zugegebenermaßen, kein wirklich positives, eher aggressives Lied. Den ein oder anderen Indie-Rock-Fan mag es dabei vielleicht an Rage against the machine erinnern. Diesen Vergleich finde ich eigentlich auch sehr passend, da auch At the Drive-In eine sehr politische Band ist. Am Herz liegen ihnen aus persönlichen Gründen vor allem Verbrechen und Ungerechtigkeiten rund um die Grenzregion USA/Mexiko. Eines ihrer einprägsamsten Lieder "Invalid Litter Dept." handelt z.B. von einer Reihe Frauenmorde im mexikanischen Juarez (Hintergründe: s. HIER). Durch dieses Lied mit seinem dokumentarischen, erschütternden Musikvideo hat die Band dann bei mir endgültig einen sehr hohen Stellenwert bekommen. Ihr Durchbruch-Album "Relationship of Command", auf dem sich beide Lieder befinden, ist seit dem Erscheinen vor 15 Jahren bei mir unvergessen... Ich habe seitdem nichts vergleichbar Mitreißendes und  - in der Verbindung zu politischen Ereignissen - Ernsthaftes und Ausdrucksstarkes gehört!

Wer sich aber allein in den Songtexten Aufschluss zur Musik erhofft, ist bei At the Drive-In eher falsch, denn diese bleiben meist kryptisch und abstrakt, wobei man immer die Ahnung behält, dass es in irgendeiner Form um Missstände geht: "Teethless amputation, splittered larynx, should I exit now?", "On my way nails broke and fell into the wishing-well", "Dancing on the corpses ashes"etc...
Sind es nun klassische Protestsongs? Keine Ahnung. In jedem Fall verbinden sie in einem hohen Maß an Verantwortung Musik und Politik, ohne dabei unangenehm wehleidig zu sein. Trotz aller politischen Botschaften sind sie immer sehr hör- und tanzbar - zumindest wenn man auf härtere Musik steht.

An dieser Stelle empfehle ich euch dann auch einfach mal die späteren, d.h. aktuellen Splitbands von At the Drive-In: The Mars Volta und Sparta.

So, und nun zum Abschluss noch einmal im Ernst: Könnt ihr glauben, dass dieses Lied wirklich schon 15 Jahre alt ist?!?


Die liebe Maja von Double Blushed hat auf ihrem Kanal für euch heute ebenfalls einen etwas politischen Music Monday vorbereitet. Schaut dort unbedingt wieder vorbei!

Habt in diesem Sinne einen mitreißenden, Von-Null-auf-Hundert-Start in die neue Woche!
Lasst es euch gut gehen!

Eure Katharina und eure Diana

4 Kommentare:

  1. Ich kann tatsächlich glauben, dass der Song 15 Jahre alt ist. Der Track spiegelt in meinen Augen echt eine andere Zeit/Ära wieder. Zumindest kommt es mir so vor, dass das damals einfach präsenter und vielleicht auch angesagter war und man heute nicht mehr so oft damit in Verbindung kommt.
    An Rage Against The Machine musste ich auch denken und noch eine Band. Es liegt mir auf der Zunge, aber halt auch nur da.

    Guter Song und sehr interessanter Beitrag! Macht Spaß ihn zu lesen, den Song laufen zu haben und all das zu erfahren. :)
    Schöne Woche!
    Maja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Maja,

      danke für deine ehrliche Meinung - ahaha...ja, man wird dann wohl tatsächlich alt :'( ;)

      Ich habe auch lange überlegt, ob ich wieder so eine olle Kamelle nehmen soll und wer denn damit überhaupt noch was anfangen kann, v.a. weil es die Bands dann ja auch oft nicht mehr gibt. Auf der anderen Seite sind es für mich schon Ausnahmekünstler auf die ich hier hinweisen will, vllt eher zum Horizonterweitern und nicht unbedingt gleich zum Verlieben.
      Letztendlich präsentiere ich hier ja nicht zuletzt auch einfach ein Stück "Soundtrack meines Lebens" ;) Je älter man wird, desto weniger häufig ändern sich Favoriten bzw. Künstler, die einen durch die Pubertät/Early-Twentys gebracht haben, bleiben einfach ein lebenlang im Herzen. (Und da war der politische Zusammenhang nur zufällig.)...

      Es freut mich daher riesig, dass der Beitrag doch ein wenig Mehrwert für dich hatte, wenn auch einen kleinen. Gibt mir dann da aber auch zu denken...

      Jedenfalls auch sehr schön, dass wir da heute zufällig in die gleiche aktuell-politische Schiene geraten sind. :)

      Allerliebste Grüße!
      Katharina <3

      Löschen
    2. Das klingt jetzt so, als wäre mein Kommentar negativ angekommen, was ich gar nicht so beabsichtigt hatte. Von meiner Seite her war das keine Kritik, dass der Song "älter" klingt, das ist einfach meine persönliche Auffassung davon. Ich finde es auch wichtig, dass man solche Sachen zeigt. Ich habe auch noch einige Künstler geplant, mit denen wohl die wenigsten etwas anfangen können bzw. auch einige, die es gar nicht mehr gibt. Heißt ja nicht, dass die keinen Einfluss mehr haben (können).
      Ich muss ganz ehrlich auch sagen, dass es mir irgendwo schon fast egal ist, ob die ausgewählte Musik jetzt gut ankommt. Dafür kenn ich meine Leser gar nicht gut genug. Wenn man mit Freunden redet, weiß man ja oft, welche Richtung die mögen und kann da gezielt mal Vorschläge und Empfehlungen bringen. Hier ist das ja eher locker und man zeigt einfach, was man selber gerne mag. Klar will man irgendwo was damit aussagen und gibt sich insofern Mühe und hofft, dass jemand etwas daraus für sich ziehen kann.. Aber im Endeffekt weiß mans nicht. Ich zumindest nicht. Ich kenn zum Beispiel auch Leute, denen Texte total egal sind bzw. die so "poetry" nicht mögen. Da bin ich dann so "waaaaaas" :D und dann kann sowas ja gar nicht ankommen. Ich glaub, du weißt, was ich sagen will. Wie auch immer, war gar nicht negativ gemeint!

      Das musste ich jetzt mal hier noch schreiben, der Kommentar hat mich beschäftigt.

      Löschen
  2. Hallo Maja,

    alles gut hier an der Großstadtgedanken-Front! :) Ich danke dir auch für deinen zweiten Kommentar. Finde ich gut, dass wir hier im Dialog sind - nicht nur Kommentar, Antwort, Schluss ;)

    Das mit dem "gibt mir zu denken" kam wohl etwas hart rüber...Aber es ist so, gar nicht unbedingt negativ. So ganz kann ich gar nicht beschreiben, was mir da durch den Kopf ging bzw. geht...
    Einfach vllt wirklich, weil diese Ära jetzt vorbei ist, solche Art von Musik (rein akustische) weniger wird, weniger Künstler politische Zustände thematisieren - das hat mir dann beim Weiterdenken für Gesellschaft schon kurz Angst gemacht. Wobei At the drive-in ja nie Mainstream war. In den Indie-Kreisen wird es sicher auch heute noch ähnliche Bands geben. Vllt lief auch bei mir der Film ab: Ich in ca. 30 Jahren auf einer "00"er-Jahre Party, wo mich dann junge Leute ungläubig anstarren, wie ich nur solche Leidenschaft für diese Musik hegen kann, so wie wir es vllt. mit unsere Eltern/Großeltern tun. Hahaha. Schon lustig...

    Jedenfalls, fühl dich nicht schlecht wegen deines Kommentars, ich fande ihn gedanklich sehr anregend, einfach als anderen Blickwinkel auf die eigene Welt. Und schließlich habe ich ja bewusst im Beitrag diese Frage gestellt.

    Also an dich als Kommentator [und alle, die es sonst noch lesen mögen]: Bitte weiter so! :)

    Ganz liebe Grüße,
    Katharina

    AntwortenLöschen